Wirtschaftsraum Frankfurt am Main, Hessen
Frankfurter Würstchen sind dünne, etwa 20 bis 25 cm lange Brühwürste aus Schweinefleisch im Saitling (Dünndarm vom Schaf), die zum Abschluss des Herstellungsprozesses geräuchert werden. Hinein kommen 50 % Vorderschinken, 25 % Schweinebacke und ca. 24 % Eis. Es handelt sich um eine seit 1860 geschützte Herkunftsangabe und darf seit 1929 nur für Würstchen verwendet werden, die tatsächlich im Wirtschaftsraum Frankfurt am Main hergestellt wurden.
Der große Unterschied zu „Wiener Würstchen“ besteht darin, dass letztere auch Rindfleisch enthalten (dürfen), während für Frankfurter Würstchen ausschließlich Schweinefleisch verwendet werden darf. Serviert werden die Frankfurter Würstchen gerne mit Kartoffelsalat, Brot und Senf oder Meerrettich.
Frankfurter Würstchen blicken auf eine sehr lange Tradition zurück. Bereits im Mittelalter wurden sie erwähnt, wenngleich sie damals auch noch häufiger als „Bratwürstchen“ bezeichnet wurden. Bei Kaiserkrönungen auf dem Römerberg waren Frankfurter Würstchen stets Teil des Speiseplanes. Davon gab es dann auch so viele, dass der Rest nach der Speisung der Oberen an das Volk weitergegeben wurde. Daher findet sich für die Frankfurter Würstchen auch hin und wieder die Bezeichnung „Krönungswürste“.
Im 17. Jahrhundert zwang Frankfurt seine Metzger per Stadtverordnung, sich in der Verarbeitung auf eine Tierart zu beschränken. So kam das „Reinheitsgebot“ für die Frankfurter Würstchen zustande. Da lediglich rohes Fleisch verarbeitet und dieses nur kurz gebrüht und geräuchert wurde, waren die Produkte entsprechend verderblich. Folglich wurden die Frankfurter Würstchen auch nur in der kälteren Jahreszeit produziert. Viele Jahre startete man mit am 18. Oktober mit der Würstchenproduktion – und gedachte dabei dem Ende der Völkerschlacht bei Leipzig sowie dem Tag der Konstitutionsergänzungsakte, die von 1816 bis 1866 die Verfassung der Freien Stadt Frankfurt darstellte.
Die Frankfurter Würstchen sind sozusagen übrigens auch die geistige Mutter der Wiener Würstchen. Wie ich das meine? Nun, es war der in Frankfurt am Main ausgebildete Metzgermeister Johann Georg Lahner, der nach Wien auswanderte, dort eine Metzgerei eröffnete und dann eine eigene Version der Frankfurter Würstchen produzierte, unter Zugabe von Rindfleisch. Er verkaufte sie dort ab 1805 zunächst als „Lahner Würste“, später als „Frankfurter“. Heute sind seine Würstchen außerhalb Wiens als Wiener Würstchen oder Wienerle bekannt und beliebt.
Im Raum Frankfurt gibt es noch ca. 50 bis 60 Metzgereien, die Frankfurter Würstchen in handwerklicher Tradition herstellen. Dazu gibt es noch einige Großbetriebe im Wirtschaftsraum Frankfurt, die Frankfurter Würstchen in industrieller Produktion herstellen. Gängig ist mittlerweile der Zusatz von Nitritpökelsalz, das die Würstchen haltbarer macht.
2012 bemühte sich die Frankfurter Metzger-Innung erfolgreich um eine Wiederbelebung des Frankfurter Würstchens und rief die Metzgereien zum einem Frankfurter Würstchen-Casting auf. Es beteiligten sich immerhin 47 Metzgereien, unter denen dann die beste gekürt wurde: ein Meisterbetrieb aus Pfungstadt.