Nienburger Bärentatzen

Ein französischer Bäcker namens Albert Facompré soll das Regionale Original „Nienburger Bärentatzen“ erfunden haben. Wenn man den Erzählungen Glauben schenken darf, soll er sich mit seiner Familie im Jahre 1791 als Hugenotte (Französische Protestanten) auf der Flucht vor Andersgläubigen befunden und in Nienburg niedergelassen haben. Dagegen spricht, dass 1791 mit der französischen Verfassung die Verfolgung der Hugenotten eingestellt wurde. Aber das nur am Rande 😉

Viel wichtiger ist doch, dass Facombré im Jahre 1801 eine Bäckerei eröffnete und dort leckeren Biskuit anbot. Vom Nienburger Kupferschmied Läsche ließ sich Facombré Backformen anfertigen, die einer Bärentatze nachempfunden waren. Die Bärentatze ist auf dem Nienburger Stadtwappen zu sehen und weist auf die Herrschaft der Grafen von Hoya (bis 1582) hin.

Facombrés Nienburger Bärentatzen waren nicht nur sehr lecker, sondern aufgrund einer – bis heute nicht bekannten – Backzutat und der Einwicklung in dickes Butterbrotpapier besonders lange haltbar.  Einen erheblichen Vermarktungsschub erhielt das Regionale Original durch den Anschluss der Stadt Nienburg an das Eisenbahnnetz im Jahre 1847. Bald darauf gehörten die Nienburger Bärentatzen sogar zum Standardsortimen der Mitropa-Speisewagen und waren an jedem größeren Bahnhof in Deutschland zu bekommen. Die Firma Bahlsen machte der Bäckersfamilie Facombré um 1920 ein Kaufangebot für das Originalrezept und bot sogar eine Umsatzbeteiligung von 1 Pfennig pro verkaufter Packung. Doch Facombré lehnte ab.

Um 1970 herum stellte Facombré die Produktion der Tatzen aus Altersgründen ein. Das Rezept behielt er allerdings für sich, bzw. vererbte es eventuell seinen Nachfahren.