Pflaumentoffel

Eine Pflaumentoffel-Figur mit Zylinder und Leiter

Pflaumentoffel

Region

Dresden

Pflaumentoffel - eine regionale Spezialität aus Dresden

Der Pflaumentoffel ist eine aus Trockenpflaumen zusammengesteckte Figur. Er wird als weihnachtlicher Glücksbringer auf dem Dresdner Striezelmarkt verkauft. Es gibt eine historische Form ohne Hut und eine moderne Form mit Schornsteinfeger-Zylinder.

Die Geschichte des Dresdner Pflaumentoffels

Der Pflaumentoffel ist ein Symbol der Dresdner Weihnacht und eng mit dem Dresdner Striezelmarkt verbunden. Im Jahre 1801 wird er erstmals urkundlich erwähnt. Doch entstanden sind die Figuren vermutlich schon im 17. Jahrhundert.

Der Dresdner Schriftsteller Kurt Arnold Findeisen (1883 bis 1963) schieb dazu die folgende, liebliche Geschichte auf:

»Da wohnt in den Trümmern eines kleinen, durch Kanonenschüsse zerstörten Hauses eine Frau, die zu den Leuten waschen geht.
Ihr Mann ist seinerzeit von Napoleon als Trossfahrer mit nach Russland verschleppt worden, und obwohl diese Ärmste das Letzte verloren hat, machte ihr der Hauswirt – bedenken sie, jetzt im Dezember – auch noch den Wohnraum streitig, da sie seit Monaten mit der Miete im Rückstand war. Kein Wunder, dass sie mit ihren Kindern in diesem Unmenschen ihren schlimmsten Bedränger sehen musste.«

»Mit ihren Kindern?«

»Ja, mit ihren unmündigen Kindern, einem Mädchen von 10 Jahren und einem Jungen von 9.«

Und nun ergab sich aus dem Bericht der Erzählerin Folgendes:
Die beiden Kleinen hatten eines Tages, als die Mutter in Ausübung ihres Broterwerbes aus dem Hause gegangen war, einsam am Tisch gesessen, mit den paar vertrockneten Pflaumen spielend, die ihnen als Mittagessen zurückgelassen worden waren.

Indem sie die Pflaumen auf dünne Holzstäbchen reihten, entstand mit Rumpf, Gliedern und einem runzligen Kopf ein kleiner schwarzer Mann, der einem Essenkehrer nicht unähnlich sah. Da nun der böse Hauswirt zufällig Schornsteinfegermeister war und als solcher bei mancher Gelegenheit doppelt düster in Erscheinung getreten sein mochte, lag es nahe, dass die Kinder alsbald ihr Männchen als Feuerrüpel ansprachen und ihm auch noch die genaueren Kennzeichen seines Berufes, einen Besen, eine Leiter und einen Zylinderhut mit geschickten kleinen Händen beifügten.

Der Jubel über das beziehungsvolle Kunstwerk ließ sie allen Hunger vergessen. Als die Mutter abends nach Hause kam, wurde ihr das verschrumpelte Abbild des Unholdes nicht ohne Freude und unter Gelächter vorgeführt.

Die Frau, stolz auf das verschmitzte Erzeugnis ihrer Kinder und auch nicht ganz ohne Schadenfreude, hatte nichts Eiligeres zu tun als den Pflaumentoffel, wie sie ihn nannte, in den benachbarten Häusern herumzutragen.

Da der Schornsteinfegermeister wegen seines Geizes und seines üblen Rufes überall unbeliebt war, bekam sie viel Beifall und Zuspruch. Sie bekam überall Backpflaumen geschenkt. Die gesamte Nachbarschaft wollte solche drolligen schmackhaften Männlein haben.

Als die Frau sah, mit welcher Freude und mit welcher Hingabe ihre beiden Kinder sich an die Anfertigung der Pflaumentoffel machten, erwachte in ihr der Geschäftsgeist. Sie trug die Musterstücke zu allen Kunden, denen sie die Wäsche wusch, und nahm Bestellungen auf.

Bald mussten ihre beiden Heimarbeiter die Hilfe der Nachbarskinder in Anspruch nehmen, um den Anforderungen des stillvergnügten Handels gewachsen zu sein. Die schlimmste Not war mit einem Schlag vorbei.

Als der Schornsteinfegermeister, gehänselt und verlacht, hinter die Bescherung kam und die neue Firma wutschnaubend und endgültig aus dem Hause warf, obwohl die Wäscherin ihre Mietschulden inzwischen bezahlt hatte, konnte er den Dreien keinen Schmerz mehr zufügen. Sie hatten die Lacher auf ihrer Seite und fanden Unterschlupf in einem kleinen Häuschen gegenüber.

Woher der Name Pflaumentoffel stammt

Aufgrund einer sächsisch-kurfürstlichen Genehmigung von 1653 durften die Schornsteinfeger Kinder beschäftigen, welche die Aufgabe hatten, die Essen und Schornsteine von innen zu reinigen. Häufig waren es insbesondere 7- bis 8-jährige Waisenknaben, die diese Aufgabe übernehmen mussten. Diese Gehilfen der Schornsteinfeger wurden allgemein Feuerrüpel genannt. Ursprünglich sahen die Pflaumenmännchen mit ihrem schwarzen Umhang und der schwarzen Mütze auch diesen Feuerrüpel wesentlich ähnlicher als einem Schornsteinfeger.

Zur Namensfindung gibt es nun einerseits die entymologische Erklärung, dass die Wort Pflaume und Feuerteufel zum Wort Pflaumentoffel verschmolzen. Die zitierte Geschichte von Kurt Arnold Findeisen bietet noch eine andere Erklärung and. Der Begriff „Toffel“ ist im Sächsischen nämlich durchaus gebräuchlich und bezeichnet dort einen komischen Typ.

Der Pflaumentoffel und die Kinderarbeit

Dass der Pflaumentoffel geschichtlich auf die vom sächsischen Kurfürsten offiziell erlaubte Kinderarbeit der Feuerteufel zurückgeht, wurde bereits erwähnt. Dass er als Nasch-Kunstwerk von Kindern erfunden wurde, können wir wohl annehmen. Dass es dann auch Kinder waren, welche die Pflaumentoffel im 19. Jahrhundert selbst produzierten und dann mit Bauchläden auf sächsischen Weihnachtsmärkten verkauften, gilt ebenso als gesichert.  

Die Entwicklung und die Gestalt des Pflaumentoffels bekam einen neuen Impuls, als im 19. Jahrhundert der Zylinderhut in Mode kam und auch am Pflaumentoffel nicht vorbeiging. Später wurde der schwarze Umhang gegen einen goldenen getauscht, um den weihnachtlichen Glanz zu erhöhen.

Gelebte Tradition beim Dresdener Pflaumentoffel

Noch immer wird der Pflaumentoffel auf dem Dresdner Striezelmarkt verkauft. Mittlerweile gibt es auch die ursprüngliche Form mit Mütze statt Zylinder und mit schwarzem Umhang wieder. Sie wird heute unter dem Namen Pflaumenfeuerrüpel feilgeboten. Und noch immer gehört es zur Tradition, beim Besuch des Dresdner Striezelmarktes nicht nur einen Dresdner Christstollen zu kaufen, sondern auch einen Pflaumentoffel für die weihnachtliche Stube mitzunehmen oder den lieben in der Ferne als Glücksbringer zu schicken.

Wo bekomme ich Dresdner Pflaumentoffel?

Heutige Produktion und Verfügbarkeit

Auf sächsischen Weihnachtsmärkten bekommt man das regionale Original, den Pflaumentoffel, sehr zuverlässig. Insbesondere natürlich auf dem Dresdner Striezelmarkt, wo man nicht nur den Dresdner Christstollen zelebriert, sondern auch die Geschichte des Pflaumentoffels mit Aufführungen zelebriert (siehe Link unter „Weitere Informationen“. Aber es gibt auch einige Online-Shops und Geschenkeläden in Dresden, wo man den Pflaumentoffel sogar außerhalb der Weihnachtszeit erhalten kann.

Händler / Shops

  • Pulsnitzer Lebkuchenfabrik GmbH – Frenzel, Feldstraße 15, 01896 Pulsnitz, estore.pulsnitzer-lebkuchen.de
  • Bäckerei Krause, Lilienthalstr. 18, 01257 Dresden, www.stollenbaeckerei-krause.de
  • Ostmarkt WIDA Handels UG, Bautzner Str. 81, 01099 Dresden, www.pflaumentoffel.de
  • Rosinenstollen – Geschenkladen, Münzgasse 10, 01067 Dresden, www.dresden-christstollen.de

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