Bremen, Oldenburg, Wesermarsch
Pinkel ist eine Wurst aus Hafergrütze oder Gerstengrütze, Rindertalg, Nierenfett, Schweineschmalz, Zwiebeln und Gewürzen. Beim „Oldenburger Pinkel“ ist zusätzlich Fleisch enthalten. Zusammen mit Grünkohl und Kartoffeln bildet das Regionale Original „Pinkel“ eine Art Nationalgericht in gewissen Teilen Niedersachsens.
Für die Namensherkunft gibt es mal wieder verschiedene Erklärungen. Einerseits soll er identisch sein mit der plattdeutschen Bezeichnung des Mastdarmes beim Rind – in den die pikante Wurst traditionell abgefüllt wurde. Eine andere Namenserklärung lautet, dass Pinkel, Püngel oder Pünkel im norddeutschen Sprachgebrauch auch für dicker Gegenstand oder zusammengedrückte Masse stehe. Und die dritte Erklärung bezieht sich darauf, dass die Würste früher zur Trocknung und Lagerung aufgehangen wurden. Alsbald tropfte das Fett heraus und auf den Boden – die Wurst „pinkelte“ also.
Hier geht es weniger um die Herkunft, als vielmehr um die gelebte Tradition rund um den Pinkel. Eigentlich kann sich auch niemand mehr so richtig daran erinnern, wann es angefangen hat. Man muss nur einfach dabei sein, und zwar immer und immer wieder, wenn die Niedersachsen auf „Kohl- und Pinkeltour“ gehen. Die namensgebenden Speisen Grünkohl (auch Braunkohl oder liebevoll „Oldenburger Palme“ genannt) und Pinkel werden gemeinsam verspeist. Dazu fährt man aber nicht einfach mit dem dicken Schlitten in das nächstgelegene Gasthaus, sondern man packt einen Bollerwagen mit Bier und Spirituosen voll und macht sich in immer lustiger werdender Gesellschaft zu Fuß auf den Weg. An jeder Straßenkreuzung darf, ja muss angehalten werden. Dann schmiert man die Gelenke, und zwar von innen, insbesondere mit Bier und Korn. Es ist wichtig, dies bei jeder Kreuzung zu befolgen. Dass man dabei nicht die Autobahn entlang wandert, sondern möglichst kreuzungsreiche Dorfstraßen wählt, sei nur am Rande erwähnt.
Wenn der Bollerwagen dann leicht geworden und trocken gefallen ist, sollte man das Ziel, nämlich das Gasthaus erreicht haben. Dort werden dann Grünkohl, Pinkel und Kartoffeln gemeinsam und ausgiebig gegessen. Natürlich darf man dabei auch etwas trinken, denn schließlich hat die Wanderung doch ordentlich durstig gemacht.
In allen drei genannten Regionen, Bremen, Oldenburg und Wesermarsch, findet man Pinkel eigentlich bei jedem Metzger und in jedem Lebensmittelhandel. Auch in benachbarten Regionen und teilweise sogar bundesweit kann man Pinkel im Winter oft in den Wursttheken finden. Innerhalb der Region, findet man teilweise auch unterschiedliche Pinkel beim gleichen Fleischer, z.B. Oldenburger Pinkel, Bremer Pinkel und Ammerländer Pinkel, die sich dann jeweils in den Anteilen von (Hafer-)Grütze, Fleisch und Fleischnebenprodukten unterscheiden.