Reutlinger Mutschel

Es gibt verschiedene Theorien dazu, woher die Mutschel ihren Namen hat. „Mutsche“ ist der mittelhochdeutsche Begriff für „kleines Brot“. So war der Begriff auch im Mittelalter in vielen deutschen Regionen verbreitet. Bereits im 13. Jahrhundert taucht der Begriff verschiedentlich auf. Eine andere Theorie besagt, dass der Reutlinger Bäcker Albrecht Mutschler im 14. Jahrhundert die Mutschel erfunden und ihr damit den Namen gegeben hat. Dagegen spricht aber eigentlich, dass die Namensgebung im Mittelalter noch so funktionierte, dass die Menschen nach dem benannt wurden, was sie gemacht haben. Nicht umgekehrt. Dies legt die Vermutung nahe, dass dieser Albrecht Mutschler bekannt für seine Mutscheln war.

Auch über die Entstehung der Form gibt es unterschiedliche Theorien. Die einen sagen, die Mutsche ist dem Morgenstern nachempfunden, der die drei Weisen zur Krippe führte. Andere sehen darin eine regionale Darstellung, in der die Erhebung in der Mitte den Reutlinger Hausberg „Achalm“ symbolisiert. Die acht Zacken des Stern stünden dann für die ehemals acht Gemeinden Reutlingens oder für die ehemals in der Stadt ansässigen acht Handwerkszünfte. Eine weitere plausible Erklärung besagt, die Form der Mutschel sei zurückzuführen auf das Zeichen der Bäckerzunft. Demnach seien die Zacken die Nachbildung der Radschaufeln an einem Mühlrad, die innere Rundung für den Mühlstein und die quadratische Erhebung in der Mitte für dessen Achse.

Wie dem auch sei. Bekannt ist, dass Mutscheln in früheren Jahrhunderten beim Preisschießen der Reutlinger Schützen zum Einsatz kamen. Diese Schießen fanden mehrmals im Jahr statt. Oft wurde in diesem Zusammenhang auch gewürfelt. Als im 19. Jahrhundert die Preisschießen aus der Mode kamen, konzentrierte sich die Veranstaltung auf die Dreikönigszeit und es wurde auch irgendwann nur noch gewürfelt, nicht mehr geschossen.