Thüringer Rotwurst

Thüringer Rotwurst im Anschnitt mit gleichmäßigem Schnittbild

Thüringer Rotwurst

Region

Thüringen

Thüringer Rotwurst - eine regionale Spezialität aus Thüringen

Die Thüringer Rotwurst ist eine regionale Blutwurstspezialität aus dem Bundesland Thüringen. Gegenüber anderen regionalen Varianten der Blutwurst zeichnet sich dieses Regionale Original durch einen ca. 5-prozentigen Leberanteil aus. Weitere Zutaten sind entsehntes Schweinefleisch, Backen ohne Schwarte, gepökeltes Schweineblut und gekochte Schwarten. Je nach Rezeptur können auch geringe Anteile von Herz oder Zunge enthalten sein. Die Fleischstücke werden sorgfältig gewürfelt, damit sich ein gleichmäßiges Schnittbild ergibt.  Typisch sind außerdem die hellrote Farbe und das herzhaft würzige Aroma, das durch eine Gewürzmischung aus gemahlenem schwarzen Pfeffer, Thüringer Majoran, Piment, Gewürznelke und Zwiebeln erreicht wird.

Das Regionale Original Thüringer Rotwurst wird als Frischware traditionell in einer Schweineblase oder –krause angeboten. Als haltbare Ware wird die Thüringer Rotwurst auch in Gläsern (Glaskonserve) und Kunststoffbehältern (keine Kunststoffdärme) vermarktet.

Zertifikate

Thüringer Rotwurst ist eine geschützte geographische Angabe (g.g.A.) nach EU-Recht. Die gesamte handwerkliche oder maschinelle Herstellung muss im Bundesland Thüringen stattfinden, damit die geschützte geographische Angabe „Thüringer Rotwurst“ verwendet werden darf.  Außerdem müssen mindestens 51 % der verwendeten Rohstoffe aus Thüringen kommen.

Geschützte geographische Angabe (g.g.A.)
Geschützte geographische Angabe (g.g.A.)

Die Geschichte des "Das Produkt"

Genau wie die Thüringer Rostbratwurst soll auch die Thüringer Rotwurst  eine jahrhundertealte Tradition vorweisen können. Allerdings lassen sich dafür recht wenig Quellen finden, die sich spezifisch auf die Herstellung der Thüringer Rotwurst beziehen. Da es sich dabei aber um eine Variante der auch in anderen Regionen anzutreffenden Blutwurst handelt, ähnelt ihre Entwicklungsgeschichte jener  der Blutwurst anderer Regionen: Sie ist sehr eng mit der Geschichte der Hausschlachtung verknüpft.

Wir blicken also zurück bis ins Mittelalter – einer Zeit, in der nicht nur die Fleischversorgung des einzelnen Haushaltes eine schwierige Aufgabe darstellte, sondern auch die Haltbarmachung der vorhandenen Fleischwaren. Die Konservierung durch Einkochen in Dosen und Gläser kam erst um 1900 herum auf. Davor waren lediglich das Salzen, das Trocknen, das Garen und das Räuchern als Konservierungsmethoden bekannt.

In vielen Haushalten – nicht nur den bäuerlichen – hielt man sich damals ein Schwein und produzierte somit einen Großteil dessen, was dann im Jahresverlauf, vor allem aber im Winter und Frühjahr an Fleisch und Wurst auf den Tisch kam. Dazu wurde im Frühjahr ein Jungferkel angekauft und fand dann im frisch gekalkten und mit Stroh ausgelegten Schweinestall ein neues zuhause. Den Sommer wurde das Jungschwein dann insbesondere mit Grünfutter und Küchenabfällen gefüttert.

Als unkomplizierter Allesfresser ist das Schwein in dieser Hinsicht sehr praktisch. Wer kein eigenes Schwein besaß, brachte seine Küchenabfälle zu einem Schweinebesitzer in der Nachbarschaft und hoffte darauf, am Schlachttag mit Wurst und Schlachtbrühe dafür entgolten zu werden. Es war übrigens üblich, dass das Schwein regelmäßigen Ausgang hatte und auch die Kinder des Hauses im Hof und auf den Wiesen mit ihm spielten.

Wenn im Herbst das Grünfutter weniger wurde, stellte man die Mast noch für eine kurze Zeit auf Kartoffeln um. Das sorgte für ein ordentliches Schlachtgewicht und den richtigen Fettanteil. Im Herbst fanden dann auch die meisten Hausschlachtungen statt. Zum einen, weil dann die Erzeugnisse einfacher aufbewahrt werden konnten, denn die kalte Jahreszeit war angebrochen. Zum anderen schmeckt das Schweinefleisch nach einer Fütterung mit frischem Futter deutlich besser als zum Ende des Winters, wenn das Schwein wochen- und monatelang fast nur Trockenfutter erhalten hat.

Im Rahmen der  Hausschlachtung wurde dann versucht, möglichst alle Teile des kostbaren Schweines auch zu nutzen. Sorgfältig wurde daher das Blut aufgefangen und zur weiteren Verarbeitung bereitgestellt. Dazu gibt es natürlich eine Reihe von Gerichten, die man direkt mit dem gewonnenen Blut herstellt, wie etwa die aus Astrid Lindgrens „Michel aus Lönneberga“ bekannten Gerichte „Blutsuppe“ und „Blutklöße“. Hierzulande war allerdings die „Schlachtbrühe“ verbreiteter, für die verschiedene Fleischteile und Knochen gekocht wurden. Das Schweineblut wurde mit Fleisch, Schwarte, Speck und Gewürzen eher weiterverarbeitet und als Blutwurst haltbar gemacht.

Für 100 kg Thüringer Rotwurst finden laut dem Antrag für die „geschützte geographische Angabe“ 55 kg vorgegartes Schweinefleisch ohne Sehnen (mit maximal 5 % sichtbarem Fett), 25 kg vorgegarte Backen ohne Schwarten, 5 kg rohe Schweineleber, 7,5 kg gepökeltes Schweineblut sowie 7,5 kg gekochte Schwarten Verwendung.  Diese Zutaten werden mit Nitritpökelsalz und einer Thüringer Gewürzmischung, deren Geschmack insbesondere durch schwarzen Pfeffer, Thüringer Majoran und Zwiebeln geprägt ist, gewürzt.

Früher wurde diese Mischung entweder in Därme (Schweinekrause oder Schweineblase) abgefüllt und dann in kochendem Wasser oder Wasserdampf gegart. Teilweise – und sicherlich auch in Thüringen – war es aber auch verbreitet, die Blutwurst in offenen Keramik- oder Porzellanschüssel herzustellen und diese dann im heißen Wasserbad langsam zu garen.

Die Besonderheit des Regionalen Originals Thüringer Rotwurst besteht nun einerseits aus der verwendeten Thüringer Gewürzmischung mit Thüringer Majoran, andererseits aus würfelförmigen Einlagen, die 35 % der Wurstmasse ausmachen. Diese Würfelchen bestehen entweder komplett aus Magerfleisch, oder sie enthalten auch einen Teil Leber, Herz und/oder Zunge.

Wo bekomme ich Thüringer Rotwurst?

Heutige Produktion und Verfügbarkeit

Die Thüringer Rotwurst gehört zum Standardsortiment jeder Metzgerei in Thüringen. Genau wie bei anderen Regionalen Originalen aus der Wurstküche weicht die Rezeptur von Herstellungsbetrieb zu Herstellungsbetrieb etwas ab. Die liegt an Variationen in den Zutatenmengen – bei ggA-Produkten innerhalb des dort vorgegebenen Spielraums – und unterschiedlichen Details der Zubereitung.

Etwa seit Beginn des 20. Jahrhunderts kam die Konservierung in Gläsern auf. Diese hat die Abfüllung in Därme aber keinesfalls verdrängt. Heute wird das Regionale Originale deshalb auch nach wie vor in beiden Varianten angeboten, als Frischware in der Schweineblase/-krause und als Konserve im Glas. Laut einem Änderungsantrag aus dem Jahre 2010 darf nun auch Thüringer Rotwurst die in Kunststoffgefäßen (aber keinesfalls in Kunststoffdärmen) angeboten werden, das ggA-Zeichen tragen. Das fördert die Vermarktungsmöglichkeiten, allerdings auf Kosten der Originalität.

Aber immerhin: Im Gegensatz zu den Thüringer Rostbratwürsten müssen bei der Thüringer Rotwurst auch heute noch mindestens 51 % der Rohstoffe aus Thüringen selbst kommen.

Produzenten / Hersteller

  • Fleischerei Hengelhaupt, Oberhofer Str. 16, 98544 Zella-Mehlis; www.fleischereihengelhaupt.de
  • Fleischerei Uth e.K., Frankfurter Str. 63 + 65, 99817 Eisenach, www.ot-wurst.de
  • FM Fleischmarkt GmbH Aschara, Gewerbegebiet Ost 9, 99947 Bad Langensalza, www.beste-bratwurst.de
  • Fleischerei und Partyservice Eismann – Stefan Eismann, Mühlplatz 1, 99098 Erfurt-Vieselbach, www.fleischerei-eismann.de
  • Fleischerei Klaus Schumm, Hauptstraße 18, 98704 Langewiesen, www.fleischerei-ilmenau.de
  • Fleischerei Karl Luthardt, Schwarzburger Str. 103, 98739 Lichte, www.fleischerei-luthardt.de
  • Spezialitätenfleischerei Christian und Maik Winkler GbH, Zwickauer Straße 19, 04639 Gößnitz, www.fleischerei-winkler.de
  • Matthias Eckhardt, Herzog-Georg-Str. 10, 36448 Bad Leibenstein, www.hol-dir-deine.de
  • Naturfleisch GmbH Rennsteig Oberweißbach, Lichtenhainer Straße 8/9, 98744 Oberweißbach, www.naturfleisch-oberweissbach.de
  • Fleischerei Schneider e.K., Hauptstratße 89, 98544 Zella-Mehlis, www.partyservice-schneider.de
  • Thüfleiwa Apolda AG, Buttstädter Straße 26, 99510 Apolda, www.thuefleiwa.de
  • Wolf Wurstspezialitäten GmbH, Am Ahornhof 2, 92421 Schwandorf, www.wolf-wurst.de
  • Die Thüringer Fleisch- und Wurstspezialitäten Rainer Wagner GmbH, Am Lohfeld 1, 99310 Dornheim, www.die-thueringer.de
  • Landfleischerei Herbert Fritsch & Sohn, Johannesstraße 30, 99988 Heyerode, www.eichsfelder-fleischer.de

Händler / Shops

  • The Sales Office Ltd. Abt. Ossiladen.de – Tino Hempel, Eutritzscher Str. 22d, 04105 Leipzig, www.ossiladen.de

Weitere Informationen zu Thüringer Rotwurst

Fotonachweis

Ein Foto zur Thüringer Rotwurst wurde von der Fleischerei Uth, Eisenach zur Verfügung gestellt. 

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