Lübecker Rotspon

Bereits im 13. Jahrhundert beginnt entwickelt sind der Weinhandel in Lübeck. Zu dieser Zeit beginnt der Aufstieg der Stadt an der Trave zur bedeutenden Handelsstadt und späteren Königin der Hanse. Möglich war dies, weil sie das Tor zum Baltikum bildete und verschiedene, wichtige europäische Handelsstraßen in ihr mündeten. Ein wichtiger Handelsweg führte von den Salzlagerstätten (z.B. Lüneburg) nach Lübeck. Dort wurde das weiße Gold, das im Mittelalter ein wichtiger Konservierungsstoff z.B. für Fisch war, auf Handelsschiffe geladen und auf dem Seeweg bis in die Biscaya transportiert.

Auf dem Rückweg machten die Handelsschiffe dann häufig Frankreich Halt und luden Fässer mit Bordeaux-Wein zu. Günstig eingekauft soll die Qualität der Bordelaiser Weine nicht besonders hoch gewesen sein. Doch wochenlang auf dem Schiff und danach einige Monate in Lübecker Kellern gelagert und aus dem günstigen Wein wurde runder Wein mit feinen Tanninen und Holznoten, der äußerst gut bei den Lübecker Kaufleuten und „Pfeffersäcken“ ankam.
Das System wurde über die Jahrhunderte perfektioniert, nicht zuletzt von französischen Kellermeistern, die sich in Lübeck um den Ausbau der Rotweine kümmerten. Man merkte auch bald, dass sich mit besseren Ausgangsweinen auch noch bessere Resultate erreichen ließen.

Früh entwickelte sich auch die Bezeichnung Rotspon in Anspielung auf den roten Farbton des Fassholzes (Span) nach dem Weinausbau. Und die Methode sprach sich natürlich auch in anderen Hansestädten herum, weshalb man bald auch in Bremen und Hamburg Bordeaux-Weine in entsprechender Weise ausbaute.

1806 erobern und besetzen französische Truppen Napoleons die Hansestadt. Wie üblich in solchen Fällen blicken die Besatzer auch in die Vorratsspeicher und Weinkeller. Die Legende besagt, dass der in Lübeck ausgebaute Rotspon den französischen Generälen noch besser geschmeckt haben soll, als der Wein in der Heimat. Der Wohlgenuss spricht sich herum und sogar der oberste Feldherr, Napoleon Bonaparte, soll dieser Ruf erreicht haben, woraufhin er sogleich Lübecker Rotspon zum eigenen Plaisir orderte. Empfehlungsmarketing war eben schon vor zweihundert Jahren eine wichtige Vertriebskomponente und trug einiges dazu bei, den Ruf des Lübecker Rotspons zu festigen.

Wie stolz die Lübecker Kaufleute auf diesen Wein zu allen Zeiten waren, mag man auch daraus sehr, dass er auch in den literarischen Werken von Thomas Mann immer wieder vorkommt.